Ich wollte mir auch einmal einen Thread hier einrichten.
Ich bin nicht der größte Maler/Zeichner, deshalb werde ich Gedichte und andere Texte vorstellen, die ich schon verfasst habe oder noch werde.
Ich hoffe sie gefallen euch und lasst euch gesagt sein, dass ich das Copyright auf alle Werke habe.^^
Den Diskussionsthread mache ich im Anschluss.^^
So als erstes präsentiere ich ein Werk aus der siebten Klasse.^^:
Der Königsbaum
Der VogEL so rot und schön,
welch ich sah,
in des Königsbaumes Krone sitzen,
die im Herbstlichte blitzte ganz und gar
und sich in meinem Garten reckt,
so schön wie nichts auf der Welt,
so dass sich um mich rum
die Natur,
wie ein grüner Palast erstreckt.
Traurigkeit
NebEL zieht übers Land,
wie ein traurig trüber Schleier.
Vergraut den strahlend schönen Sand,
am blass werd'nen Weiher.
Ein Specht fliegt in die Dunkelheit,
verlischt ganz ohne Funke.
Ein Blinder in der Landschaft schwimmt,
getragen vom Klang ganz weit.
Er fliegt über das Land,
über den blassen Weiher.
Doch nie kommt seine Hand,
durch den wein'den Schleier.
Eine Träne fällt herab,
löst den dichten Schleier.
Und in einem tosend Krach,
verschwindet er im Weiher.
Weltenhauch
EIN WIND DURCHSTREIFT
DAS GANZE LAND,
AM MOLL'GEN ORT
BLEIBT ER VERKANNT.
ER TOST,
VOR LAUTER WUT.
DURCHKREUZT ER NUN DIE STEPPE,
UEBER HUNGERND' KINDER,
LEIDEND FRAGEND' GESICHTER,
WO DIE REITEND STIMME BLEIBT.
SIE WEINT,
AUS TRAURIGKEIT.
EIN GEIST GEBOREN,
EIN STARKER WILLE
EIN TYRANN ENTSTANDEN,
ZU BINDEN DES FREIHEITS DUNST.
ER STÜRMT,
VOR HIMMLISCH ZORN.
ES STEHT DER BERG,
EINHER, GANZ OHNE WELLE,
WIE EINE LODERND' FLAMME,
STARREND, AUF DER WELT,
SIE RUHEN,
AUS LIEBE.
Edit:
Ich fasse meine Gedichte jetzt in mehreren Beiträgen zusammen, da ich sonst zu viele Beiträge habe.
Also nicht wundern.
"Was denke ich von Buggynose? Ich glaub wenn dich Menschen das erste Mal sehen, schätzen sie dich ganz anders ein als du bist und kleine Mädchen haben bestimmt Angst vor dir und deiner Art."
"Was denke ich von Buggynose? Ich glaub wenn dich Menschen das erste Mal sehen, schätzen sie dich ganz anders ein als du bist und kleine Mädchen haben bestimmt Angst vor dir und deiner Art."
Mein Wecker klingelte, es war 7:56 Uhr. Scheiße verschlafen! Dabei hatte ich ihr doch versprochen pünktlich zu sein. Ich sprang auf und lief ins Bad, um mich zu duschen, naja, was die Zeit so hergab. Zum Kämmen bleib keine Zeit, also griff ich in den Schrank und zog das erstbeste Outfit heraus, das ich in die Finger bekam. Ich jagte aus dem Haus und rannte zur Bushaltestelle. „Vielleicht schaffe ich es ja noch“, dachte ich, als ich schnaufend ankam. Pustekuchen, der nächste Bus fuhr erst wieder in 30 Minuten, eigentlich wusste ich das auch, aber ein kleines bisschen Hoffnung wird mir doch keiner nehmen wollen, oder? Ich begann schnell ein paar Zahlen im Kopf zu überschlagen. Zu Fuß, schätzte ich, würde ich wohl knapp 45 Minuten brauchen, also wäre der Bus mit knapp 10 Minuten Fahrtzeit schneller. Bei einer Verspätung wäre ich allerdings zu Fuß schneller. Ein Taxi kam gar nicht erst in Frage, viel zu teuer. Mir fiel aber ein, dass es eine Baustelle am Rathaus gab, mit einer Verspätung wäre also zu rechnen. Ich entschied mich zu laufen. Hätte ich jedoch schon einmal in den Spiegel gesehen, hätte ich mich wohl ganz anders entschieden. Meine Eile und meine Müdigkeit mussten mich wohl sehr stark beeinflusst haben, denn anders hätte man meine Erscheinung auch nicht erklären können. Man hätte meinen können, Pippi Langstrumpf persönlich hätte mich eingekleidet, obwohl ……. dann hätte ich wohl noch deutlich besser ausgesehen. Meine Füße steckten in zwei komplett unterschiedlichen Socken. Die eine neongelb, während die andere eher roSA erschien und zudem eine Sommersocke, sprich auch nur halb so lang war. Meine Hose war normal und meiner Meinung nach auch ganz gut getroffen. Man kann sich aber streiten, ob eine karierte Schlafanzugshose angemessen war. Es war recht warm, weshalb ich ein T-shirt, naja eher ein Fanshirt, trug. Es war weiß, aber die Mitte zierte der Kopf einer schwarzen Katze, auf deren Stirn ein Halbmond prangte, darüber die pinke Aufschrift „SAILOR MOON!“. Mein Kopf sah dementsprechend aus. Da ich, wie gesagt, keine Zeit zum Kämmen gehabt hatte, standen meine Haare in alle Richtungen ab, zudem waren noch Spuren einer Farbe gut zu erkennen, die ich am Tag zuvor ausprobiert hatte. So hatten meine, nun wieder blonden, Haare schöne lila Spitzen und Punkte. Da ich aber, wie schon bemerkt, noch in keinen Spiegel geblickt hatte, war mir mein Aussehen natürlich nicht bewusst. So marschierte ich eilig, die irritierten Blicke der Passanten nicht wahrnehmend, Richtung Stadtmitte. Aus den Augenwinkeln sah ich einen Mann, der mich grinsend ansah und mit einer, sündhaft teuer wirkenden, Kamera mehrere Bilder schoss. „Schießen jetzt Touristen schon Bilder von Passanten?“, fragte ich mich verwundert. Am Rathaus angekommen, schaute ich auf die große Uhr, die über dem Eingang prangte. 8:50 Uhr, ich hatte ungefähr 30 Minuten gebraucht. „Schneller als erwartet.“, dachte ich mir, „ Bin ja vielleicht doch nicht großartig zu spät.“ Ich war zwar für 8:45 verabredet gewesen, aber jetzt würde ich nur noch knapp 10 Minuten brauchen. Ich begann zu rennen, um noch etwas mehr Zeit gutzumachen. Ich merkte, wie ich zuversichtlicher wurde, die Euphorie verlieh mir neue Kraft, die Hoffnung beflügelte mich…….. bis mich die Realität zurückholte. Die Straßenarbeiten waren fertig, bzw. wurden verlegt und zwar genau auf den Bürgersteig. „Zum wohnhaften Wohnen“ stand auf einem Schild. Der Verkehr war leider zu stark, also musste ich einen Umweg nehmen, circa 10 Minuten. Aber man kennt das ja, nicht wahr? Trifft es einen, dann aber richtig. So fuhr der Bus nun direkt an mir vorbei, über die nun tadellos überarbeitete Straße, fast schon höhnisch. Aber so musste es ja eigentlich kommen. „Sie wird mich umbringen“, dachte ich mir nur. Nachdem ich den Umweg gemeistert hatte und endlich vor dem Café stand, waren weitere 18 Minuten vergangen, ich war nun also 23 Minuten zu spät. Nicht gerade optimal, zumal ich mein Erscheinungsbild immer noch nicht bemerkt hatte und auch immer noch die Blicke der Passanten auf mich zog, die ich aber auch immer noch nicht war nahm. Lena stand vor dem Café und schaute genervt, zunächst, zumindest bis sie mich sah und vor Schreck und Scham erstarrte. Als ich sie erreichte, starrte sie mich immer noch an, geblinzelt hatte sie noch nicht, was eigentlich schon besorgniserregend war, da ich zwei Minuten brauchte, bis ich sie erblickt hatte. Aus ihren Augen sprach mittlerweile der Zorn, den sie aber nicht nur gekonnt auszudrücken, sondern auch einzusetzen wusste. „Sag mal machst du das mit Absicht? Versetzen reicht dir wohl nicht mehr“ – Kurzer Einschnitt, entschuldigt bitte, aber ich sollte erwähnen, dass ich in dieser Woche bereits drei Termine verschlafen hatte – „ lächerlich machen musst du mich nun auch noch!“ – So im Nachhinein verstehe ich sogar, was sie gemeint hatte. – Sie unterstrich ihre Aussage mit einer gekonnten Ohrfeige, meine dritte dieser Woche, das Aus! Sie rannte davon. Ich versuchte nicht ihr zu folgen, dafür war es zu spät. Ich schaute auf und sah mich nun in der Fensterscheibe. Erst starrte ich die Erscheinung nur entgeistert an, doch dann fluchte ich laut, drehte mich um und rannte los. „AUA!“ Vor mir stand ein grinsendes Mädchen. So lernte ich Yuki kennen.
"Was denke ich von Buggynose? Ich glaub wenn dich Menschen das erste Mal sehen, schätzen sie dich ganz anders ein als du bist und kleine Mädchen haben bestimmt Angst vor dir und deiner Art."
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von opr | Buggynose: 13.07.2012 22:31.
So, jetzt werde ich mal den Anfang des Romans enthüllen, den ich jetzt langsam schreibe.
Ich werde versuchen ein paar von uns Mitgliedern als Charaktere einfließen zu lassen. Mal sehen, ob ich es gut hin bekomme, oder ob das Raten schwierig wird.^^
Forenroman:
Schatten der Gezeiten
Kapitel 1: Heimkehr.
Die Luft war frisch, ein kühler Wind blies mir ins Gesicht und spielte mit meinen Locken an der Wange. Ich stand an der Biegung, die zum nächsten Dorf führte, ich war schon lange nicht mehr hier, 10 Jahre ist es her. Damals war es Sommer, die Rapsfelder blühten und ließen das Dorf in einem gelben Glanz erstrahlen. Die Vögel besangen die Dächer und die schimmernden weißen Häuser veredelten die glatte Straße, die durch das Dorf führte und die kleinen, verwinkelten Gassen wie Perlen an einer Schnur aufzog. Ich verließ diese Gegend, um vor mir, meiner Vergangenheit davonzulaufen, fand es unerträglich die Luft zu atmen, die mich umgab, das Plätschern des vertrauten Baches zu hören, der sich wie eine Schlange durch die Landschaft zog und sie erblühen ließ. Nun war es Herbst. Die Blätter des Waldes waren bereits rostrot und spiegelten sich im Bach, der im Sonnenlicht golden schimmerte. Der kühle Herbstwind verließ mein Gesicht und jagte nun die herabfallenden Blätter über die Wiese, tauchte sie in den Bach und trieb sie ans andere Ufer. Käfer tummelten sich dort, suchten eilig ihre Zuflucht für den Winter, summten leise und erfüllten den ruhigen Platz mit einer hektischen Melodie, die vom leisen Rascheln der Bäume umspielt wurde. Ich setzte mich ans Ufer, wie ich es früher getan hatte, tauchte meine Füße in den Bach und genoss die Kälte, die nun langsam an mir hochkroch und meine Beine betäubte. Es fühlte sich erfrischend an. Ich sah mich um und fühlte ein Stechen in der Brust, die Kälte verflog, doch der Schmerz blieb, ich fühlte mich taub.
Ich dachte an die Zeit zurück, als ich hier am Ufer tobte und versuchte mit meinen Händen Fische und Libellen zu fangen. Ich war oft ungeschickt und fiel in den Bach, so dass ich mit nassen Sachen nach Hause kam und dafür gerügt wurde, dass nicht zum Spaß gewaschen werde. Fische fing ich nie, doch das war nicht schlimm, denn es gab immer etwas Interessantes am Bach zu sehen. Manchmal lag ich stundenlang im Gras und beobachtete das bunte Treiben auf der Wiese. Die Zeit verging und nicht selten musste mein Vater kommen und mich holen, wenn es schon dunkel wurde und meine Mutter sich sorgte. Doch ich liebte es am Bach zu liegen, zu warten bis die Glühwürmchen in der Dunkelheit herauskamen und alles in ein waberndes Lichtermeer tauchten. Dann war es wie in einer Märchenwelt und die Zeit blieb stehen. Mein Vater wusste, was mich aufhielt, brachte nicht selten heimlich etwas zu naschen mit und setzte sich neben mich, erzählte mir Geschichten. Mutter war immer ganz aufgebracht, als wir dann spät abends zurückkehrten, schmunzelte aber immer, wenn ich ihr von Vaters Geschichten erzählte.
Ich stand auf, ignorierte die Kälte, die nun wieder an mir hochkroch und sah zum anderen Ufer herüber. An der Biegung des Baches hatten Kinder kleine Reusen aufgestellt, in der Hoffnung den einen oder anderen Fisch zu fangen. Ein paar Karpfen hatten sich bereits darin verfangen und zappelten in den engen Maschen. Ich sah ein paar Augenblicke lang zu, beobachtete die Umgebung, konnte aber kein Kind erblicken. Die Karpfen schienen langsam erschöpft, das Zappeln wurde weniger, der Drang nach Freiheit erstarb, das Schicksal wurde akzeptiert. Ich fühlte mich schwer, als ich langsam hinüberwatete. Das kalte Wasser stach in die Glieder und klarte meinen Kopf. Ich konnte dieses Zappeln nicht ertragen, es erinnerte mich an mein Ringen, meine Schwäche und die Flucht vor der Trauer, die nur zu tiefen Wunden geführt hatte. Ich befreite die Fische, sah ihnen nach, wie sie sich halb erschöpft von der Strömung tragen ließen und begab mich wieder auf die Wiese. Ich hatte es nicht eilig zurückzukehren, wollte mich noch ein wenig in alten Erinnerungen verlieren, schönen Erinnerungen. Doch das war mir schon lange nicht mehr möglich. Jede Erinnerung an die Zeit zurück, die ich hier verbracht habe, riss Wunden auf, die sowieso nie ganz geschlossen waren. Diese Wunden bestanden seit 10 Jahren. Sie waren der Grund, warum ich diese Gegend so lange mied und jedes Geräusch und jedes Bild erinnerte mich daran. Ich reiste seitdem unablässig durch die Welt, nicht um sie zu sehen, sondern um den Ort zu finden, an dem ich vergessen konnte. Ich traf viele Menschen, hörte viele Geschichten und sah mehr Leid, als je auf mir lasten könnte und doch nagte noch immer die Schuld an mir, die Trauer, die mich nun ausgerechnet zurückgetragen hatte. Zurück an den Ort, den ich am wenigsten zu sehen suchte. Ich stellte mich an die Gabelung und blickte die Straße hinunter. In der Ferne konnte man bereits die ersten, weiß geputzten, Dächer sehen, die das Licht unangenehm zurückwarfen. Das Dorf war umgeben von Feldern, die um diese Jahreszeit brach lagen und einen unheimlichen Schatten auf das Dorf warfen. Mit jedem Schritt offenbarte sich mehr und mehr vom Dorf. Die weißen Dächer lagen auf mittlerweile verwitterten oder ungepflegten Häusern, deren Wände braune oder schwarze Flecken auf der sonst weißen Hauswand aufwiesen, die nur halb von Gewächsen überwuchert wurden und wie teilweise überkrustete Wunden aussahen. Die glatte Straße hatte sich in einen alten Weg verwandelt, in dessen Löchern sich das Wasser sammelte, das trübe wie es war nicht mal mehr das fade Sonnenlicht spiegelte. Ich ging weiter auf das Dorf zu und spürte, wie der eisige Wind zunahm. Er zerrte an den schimmernden Baumwipfeln, die ich mit jedem Schritt weiter hinter mir lies und schlug die Äste der kahlen Büsche aneinander, die den Weg zäumten. Das Dorf schien ausgestorben, die Läden waren vor den Fenstern, teilweise genagelt und die Bäume, die früher in voller Pracht die Straße entlang führten, waren vereinzelt abgestorben und kahl. Hier und da schauten ein paar Windröschen aus der Erde und vermittelten einen geringen farblichen Eindruck, der von den grauen Schatten vielfach überlagert wurde. Die Vögel waren bereits nach Süden gezogen und nur ein paar Raben und Krähen kreisten über den Feldern und pickten die letzten Überreste der Saat aus dem Boden, die der Frost noch nicht vernichtet hatte. Das Krächzen der Vögel zog an mir und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich blieb nach zwei Dritteln des Weges stehen und besah mir meine Heimat, ein Schatten, ein Spiegelbild der Gefühle, die ich bei meiner Flucht in mir verschloss. Ich fühlte mich leer, war weder entsetzt noch traurig, empfand auch keine Freude für meine Rückkehr, sondern schaute einfach nur auf dieses groteske Bild, zu dem mein altes Heimatdorf geworden war. Ich ließ den auch den Rest des Weges hinter mir und stand vor dem Ortseingang, der immer noch wie früher von einem bewucherten Torbogen verziert wurde. Doch die blühenden Rosen, unter denen ich vor 10 Jahren durchschritt, waren vergangen, an ihrer Stelle wucherte Efeu, der halb bis auf den Weg reichte und mich zwang, mich zu bücken.
Nun stand ich in meiner Heimat, dem Ort, den ich am meisten hasste, von allen Orten voller Leid, die ich auf meinen Reisen besucht habe. Ich schauderte und ging die Straße entlang, in den langsam aufziehenden Nebel hinein, auf das Haus meiner Eltern zu.
"Was denke ich von Buggynose? Ich glaub wenn dich Menschen das erste Mal sehen, schätzen sie dich ganz anders ein als du bist und kleine Mädchen haben bestimmt Angst vor dir und deiner Art."
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von opr | Buggynose: 14.10.2012 18:48.
So, ich muss anscheinend für jedes kapitel eine neue Antwort erstellen, da ich sonst das Limit pro Post erreiche, dass nicht überschritten werden darf.
Lange ist es her, aber nun geht es weiter:
Kapitel 2: Alter Weg.
Das Dorf war nicht besonders groß, dennoch hatte ich es ganz zu durchqueren, um vor dem Haus zu stehen, dass ich seit einer halben Ewigkeit zu vermeiden suchte. Ich schaute die Straße entlang, über die mittlerweile großen Makel der flach bearbeiteten Steine hinweg, die es dem Regen erlaubten sich in schmalen, aber tiefen Rissen niederzulassen und jeden Winter erneut die Fesseln des Steines zu sprengen. Mein Blick reichte nicht sehr weit, da er sich rasch im aufgezogenen Nebel verlor, der weiterhin gespenstisch die toten Bäume und hässlichen Fassaden umspielte, als wolle er sie vor dem Auge eines jeden Wesens verbergen, als schäme er sich für den Anblick, den dieses Dorf nun bot, anders als noch vor 10 Jahren. Damals blühten selbst zu dieser Zeit noch Blumen am Wegesrand und die Häuser blitzten frisch geputzt und gestrichen in der faden Sonne, die schwach aber ordentlich das Dorf erhellte. Dieses schummrige Licht schien das Dorf schläfrig wirken zu lassen, doch nur gerade so, dass es jedem Besucher als gemütlicher Ort in Erinnerung blieb, wo die Kälte noch von den freundlichen Bewohnern vertrieben wurde. Man machte gerne hier Urlaub, nicht selten kamen Wanderer oder Städter ins Dorf, um sich von der Natur beruhigen und berieseln zu lassen. Es gab sogar Künstler, die hierher fuhren, um sich von der Atmosphäre und der schönen Umgebung inspirieren zu lassen. Schaute ich mich allerdings nun um, sah ich nichts von diesen Dingen, es waren vermutlich schon ewig keine Besucher mehr ins Dorf gekommen. Es war kalt und kein wärmendes Gefühl drang auch nur ansatzweise durch den dichten Nebeln zu mir. Ich ging weiter den Weg entlang, links und rechts warfen die Häuser ihre dunklen Schatten durch den nebligen Dunst und es sah aus, als griffen sie nach mir, zeigten auf mich, anklagend. Ich war überrascht, wie sehr sich alles verändert hatte und doch war es eigentlich alles wie früher. Die Häuser standen noch genau da, wo sie vorher standen , es gab keine neuen Wände und es schien, als wäre das Dorf nach meiner Abreise in eine starre gefallen und einfach verrottet. Ich ging am Bäcker vorbei, aus dessen Richtung früher immer ein angenehmer Duft durch die Straßen strömte und einem immer verriet wenn ein knuspriger Laib Brot oder süßes Gebäck fertig geworden und aus dem Ofen geholt worden war. Zur frühen Stunde, zu der die Kinder in die Kinder in die Schule liefen, blieben sie nicht selten vor der Tür stehen und schnupperten, angelockt von dem wohligen Geruch. Nun aber stand niemand vor den Türen und trotz der Stunde, die noch nicht zu weit in den Tag hineingegangen war, war kein Betrieb zu sehen, kein warmes Licht aus der Backstube und kein warmer, wohliger Duft, sondern nur ein beißender Gestank nach angebranntem Teig und vermodertem Holz, das früher die Öfen angeheizt hatte. Auch sonst waren die Straßen leer und nur der Nebel füllte die Straßen. Kein Kind lief umher und auch aus den Häusern sah man keinerlei Regung, als wäre alles tot, erstarrt, vom Nebel gefesselt. Früher waren die Straßen nicht belebt, aber immer vom Lachen der spielenden Kinder erfüllt, vom Gemurmel der älteren Hausfrauen, die sich über den neuesten Tratsch unterhielten und vom Gemurre der Arbeiter, die müde zur Arbeit gingen oder auch geschafft nach Hause schlurften, immer aber für einen Gruß ermuntert. Ich folgte dem Nebelspiel weiter bi Richtung Elternhaus, mich fragend wie es ihnen wohl in dieser ganzen Zeit ergangen war. Ich habe es nie über mich gebracht einen Brief zu schreiben und war nie lange an einem Ort um Kunde zu erhalten. Ich vermied all die Jahre jeden Kontakt, ganz bewusst, um jedem Schmerz zu entfliehen, der sich wieder und wieder in mir breitzumachen drohte, mich in so mancher Nacht verschlang und mir jedes Gefühl für Zeit nahm. Während ich weiter durch den Nebel ging, überfielen mich diese Erinnerungen der dunklen Nächte ohne Gewissheit und mir schauderte es bei dem Gedanken, dass ich nun wieder durch die Straßen ging, die zu dem Ort gehörten, der all diese Erlebnisse und Gefühle erst zutage brachte. Mit Blick auf diese Tatsache schien der Nebel das Dorf nicht zu verbergen, sondern zum ersten Mal dessen wahre Gestalt zu offenbaren, die Fratze, die mich seit damals verfolgte, die ich erst zu der Zeit wahrgenommen hatte und die mich seitdem nie mehr losließ. Ich schaute auf, konnte bereits die matten Konturen des Hauses sehen, indem ich meine Kindheit verbrachte, ein Ort, an dem ich lachte und immer bei Kummer Zuflucht fand, bis mich der Schlund der Realität endgültig aus den kindischen Träumereien riss. Ich stand nun vor diesem Ort, der sich ähnlich wie das restliche Dorf seiner wahren Gestalt hingegeben zu haben schien. Die Fenster waren heil, doch das Glatt war matt und schmutzig, die Wände waren von Rissen bedeckt und der Putz war entweder abgelöst oder überwuchert. Die Türen sahen modrig aus und auch die Ziegel des Daches wirkten locker und zerbrechlich. Die schützende Kraft, die es mal ausgestrahlt hatte war komplett gewichen und stattdessen breitete sich Unbehagen in mir aus. Ich machte einen Schritt auf die Tür zu, bald würde ich es zum ersten Mal seit der Zeit wieder betreten, doch versprechen würde es nichts, was könnte sich schon ändern. Bevor ich die Klinge berührte vernahm ich ein Scheppern und drehte mich um. Hinter mir stand eine hagere alte Frau, deren Gesicht und Haltung verriet, dass sie durch harte Zeiten gegangen sein musste. Es war die alte Frau Zeder, die Nachbarin. Der alten Frau schien der Schock in die Glieder gefahren, doch sie schien zu wissen wer ihr gegenüber stand, sie sah mich unverwandt mit ihren, immer noch wachsamen, Augen an, die sich nun langsam mit Tränen füllten, als sie an mich heran trat.
"Was denke ich von Buggynose? Ich glaub wenn dich Menschen das erste Mal sehen, schätzen sie dich ganz anders ein als du bist und kleine Mädchen haben bestimmt Angst vor dir und deiner Art."
Wieder ist ein Kapitel fertig, sogar schon etwas länger, aber nun stelle ich es auch aus.^^
Kapitel 3: Alte Zeiten
Ich saß an einem alten Holztisch, der an mehreren Stellen Risse und Kerben aufwies, ganz sicher hervorgerufen von den vielen Mahlzeiten, die Familie Zeder bereits an ihm verbracht hatte. Vor mir stand ein Becher mit dampfendem Kaffee, der einen angenehmen Geruch verströmte. Die Stimmung war jedoch gar nicht angenehm. Mir gegenüber saß die alte Frau, noch die Spuren der Tränen im Gesicht, die sie bei meinem Anblick vergossen hatte. Nun war ihr Blick fester, aber nicht weniger leer, fast schon beängstigend dieser starre Blick, der nun auf mich gerichtet war, mich durchdrang wie ein eiskalter Dolch.
Ich kannte Frau Zeder, ich war oft mit der Tochter draußen spielen gewesen und wurde immer warm und herzlich empfangen, wenn ich mal wieder durch das Gartentor kam, um Tiana, die Tochter des Hauses, abzuholen und mit ihr zum Bach zu gehen. Wir waren lange Zeit unzertrennlich, außer ihr gab es auch kaum Kinder in meinem Alter im Ort und die, die es gab, zog es nicht nach draußen in den Wald, sondern eher ins Zimmer, die einen vor trockene Bücher, die das beschrieben, was ich erlebte, die anderen vor Konsolen, an denen sie die Fantasien anderer Menschen durchlebten, anstatt sich ihre eigenen aufzubauen. Tiana war anders. Sie liebte die Umgebung genau wie ich und war ebenso leicht zu begeistern, wenn man vorhatte neue Teile des Waldes zu durchstöbern oder sich am Bachufer ins Gras zu werfen und sich der Geräusche der Natur hinzugeben. Wir waren unzertrennlich. Frau Zeder war immer fröhlich und anders als meine Mutter weit freigiebiger. So musste sie immer schmunzeln, wenn wir zwei verdreckt vorbeikamen, nicht selten von Regen durchnässt oder durch Kälte am Frösteln. Sie hatte immer einen Tee auf dem Tisch stehen, als könnte sie vorhersagen, wann wir des Tobens und Lauschens überdrüssig wurden und uns nach einer warmen Stube zur Pause sehnten. Es war eine vergnügliche Zeit, die nur selten getrübt wurde und doch zerbrach.
Ich konnte die Kälte jener Tage spüren, als ich der alten Frau nun nach all der Zeit wieder gegenüber saß und ihr die Furchen ansah, die all die Jahre in ihr Gesicht gegraben hatten. Ich war mir sicher, dass sie Fragen hatte, ebenso wie ich meine hatte, doch wir schwiegen beide, sie mit harter fordernder Trauer im Gesicht und ich mit Zügen geradezu lebensverachtender Gleichgültigkeit. Es war nur zu offensichtlich, dass ich es sein musste, der seine Fragen stellt, dass ich mich zu erklären hatte, nicht die Frau, die jahrelang aufopfernd mein Leben begleitet hatte, ähnlich meinen Eltern, sondern ich, der junge Mann, der vor 10 Jahren einfach fortging und seitdem nicht ein Zeichen von sich gab, einfach seine Existenz vor den Menschen verbarg, die an dieser egoistischen Entscheidung unweigerlich zerbrechen mussten. Doch die Fragen, die sich mir aufdrängten waren keineswegs Fragen, die man hätte erwarten können, sondern Fragen, die in dieser Situation eher verschwiegen werden sollten, um nicht den letzten Funken in den Augen der gebrochenen Frau erlöschen zu lassen. Ich schwieg weiter und so verstrich die Zeit, während sich der kalte Blick tiefer und tiefer in meine Seele grub. Nach einer gefühlten Ewigkeit der Stille, die nur durch das gelegentliche Schlürfen des Kaffees unterbrochen wurde, war es unausweichlich einer Konversation aus dem Weg zu gehen, da die alte Frau Zeder langsam ihre Stimme erhob und im Hinblick auf ihren schwachen leeren Blick erstaunlich gefestigt ihre Worte hervorbrachte, die wie schon in alter Zeit klug und präzise gewählt waren. Die Fragen waren einfach, schon von mir erwartet, ihr Inhalt, ihr Wesen war aber dennoch nicht minder fordernd und zurückweisend, wenngleich der Ton eine gewisse Wärme zu enthalten schien, wie er es früher schon war. Die Fragen richteten sich schlicht auf das, was mich wohl jeder in ihrer Situation gefragt hätte. Wieso ich gegangen sei, was mich zur Rückkehr bewog und weshalb ich mich nie gemeldet hätte, wenn ich doch sowieso zurückzukommen gedachte. Sie hielt mir vor nicht an die Gefühle der Menschen gedacht zu haben, die mir sehr nahe standen und bedachte mich mit einem heftigen Blick, als sie anstatt meiner Eltern Tiana zur größten Leidtragenden ernannte, was mich für einen kurzen Moment erstaunte. Ich ließ mir jedoch nichts anmerken, war es doch nicht unerwartet genug, die Fragen schon gar nicht, doch dennoch waren sie eindeutig, direkt und für mich zwar leicht, aber unmöglich zu beantworten, also schwieg ich weiter. Frau Zeder schien das nicht groß zu überraschen, doch sie lehnte sich nicht gegen mein Verhalten auf, sie schien es als Beweis für etwas zu nehmen, mir war klar für was, doch es mir einzugestehen würde alles nur komplizierter machen. Die alte Frau sah mich weiter unentwegt an und stellte nun nach einer weiteren stummen Phase eine weitere Frage, die mich etwas unvorbereiteter traf. „Was hast du nun vor?“ Ja, das war eine Frage, die ich mir nicht einmal selbst gestellt hatte, obwohl sie offensichtlicher Natur war, eine Frage, die ich schon von Anfang an hätte stellen sollen, damit ich nicht umherirre, wie ich es tat. Ich hatte keine direkte Antwort darauf, doch zu schweigen gedachte ich dieses Mal nicht, da es mir aus irgendeinem Grund schwerer fiel mich zu verschließen als zuvor, als wäre etwas in mir umgesprungen nach dieser simplen Frage. Doch was konnte ich, was wollte ich antworten? Ich hatte eine Frage, doch diese war nicht als Antwort zu gebrauchen, so nutzte ich eine Phrase, die mir nicht komplett wie eine Lüge schien, doch ebenso klar nicht die Wahrheit war. „Ich habe vor mich meinen Eltern zu stellen.“ Eine simple Antwort, einfach, nicht absurd und doch schien sie weit komplizierter und absurder zu sein, wenn man wusste, was in mir vorging oder in welchem Tonfall der Satz über meine Lippen ging. Die Antwort, die ich erwartete, kam jedoch nicht. Es kam kein ermahnender Satz, kein erboster Blick, der auf meine gleichgültige Antwort mit stechender Kälte reagierte, sondern stattdessen trat ein Ausdruck in ihr Gesicht, wie ich ihn früher gesehen hatte, der Ausdruck, der schon verriet, dass ich etwas zu erwarten hatte, was meine Gleichgültigkeit trotz all ihrer Macht aus den Fugen heben konnte.
Die alte Frau sah mit belebterem Blick als zuvor in meine Augen und erwiderte mit leichter, freundlicher, aber bestimmter Stimme etwas Simples mit großer innerer Kraft.
„Deine Eltern sind bereits vor zwei Jahren verstorben.“
So, das nächste Kapitel ist ebenfalls fertig, aber ich warte noch ein wenig, bevor ich es ausstelle.
"Was denke ich von Buggynose? Ich glaub wenn dich Menschen das erste Mal sehen, schätzen sie dich ganz anders ein als du bist und kleine Mädchen haben bestimmt Angst vor dir und deiner Art."
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von opr | Buggynose: 20.12.2012 17:34.
Wie schon angemerkt ist auch kapitel 4 schon fertig gewesen, also stelle ich es mal jetzt aus, bevor ich es wieder vergesse.^^
Ich hoffe, dass es gefällt.
Kapitel 4: Das Grab
Der Friedhof lag etwas abgelegen, am äußeren westlichen Rand des Dorfes nahe den abgedorrten Feldern, die dem Friedhof eine weit schrecklichere Gestalt des Todes aufzwangen, die er eigentlich verkörperte. Ich war alleine gegangen, Frau Zeder blieb im Haus zurück. Sie schien müde gewesen zu sein nach unserem kurzen Gespräch, welches einen weit bedeutenderen Charakter eingenommen hatte, als ich zuvor für möglich hielt. Die Nachricht vom Tod meiner Eltern traf mich, mehr als ich eigentlich zugeben wollte, da ich mit einem derartigen Szenario bereits gerechnet hatte. Der Gang, den ich nun jedoch angetreten hatte, fiel mir noch weit schwerer, als die Aufnahme der Wahrheit, der ich nun entgegentreten musste, die ich nun zu verkraften hatte. Noch ein paar Tage zuvor, als das Dorf noch weiter in der Ferne lag, hätte ich nie gedacht, dass mich die Nachricht so stark treffen würde, schließlich interessierte ich mich schon vor 10 Jahren nicht mehr für das Schicksal, die Gefühle meiner Eltern. Ich war damals weit arroganter, doch schien diese Arroganz wohl vielmehr von einer gewissen Naivität überschattet gewesen zu sein, die meine eigentlichen Gefühle in eine hintere Ecke meiner Gedankenwelt verbannt zu haben schien, wo ich sie nicht erreichen konnte.
Ich stand nun vor dem Grab meiner Eltern, welches eher schlicht gehalten war und doch genauso verfallen wirkte, wie der Rest des Dorfes bisher auch. Der Nebel umspielte auch hier die einzelnen Grabsteine, die vereinzelt wabernde Schatten in dem Dunst darstellten, der einem kalt unter die Haut kroch. Der Grabstein selbst war blank, enthielt allerdings eine kleine Gravur, die Namen meiner Eltern und deren Lebenszeitraum. Ansonsten war der Stein leer, er enthielt keinerlei Spruch oder Bilder, wie die meisten anderen Grabsteine auf dem Friedhof, die zuhauf Bilder von Rosen, Ankern, Kreuzen, Engeln oder Bibelsprüche aufwiesen. Meine Eltern waren nie sehr gläubig, ebenso wenig wie ich, doch die Leere des Steines wirkte dennoch wie ein letzter anklagender Ton, der mir etwas sagen sollte, den ich aber nicht verstand, wie so manchen Tadel aus meiner Kindheit. Ich hatte einen Strauß Blumen mitgebracht, der durch verschiedene Blumen und deren Blüten recht bunt und hell wirkte, im Gegensatz zu der Umgebung aus grauen Grabsteinen und deren leblosen Rosen. Ich legte den Strauß nieder und dachte zurück an die Zeit, in der noch alles gut und bunt schien. An die Zeit, in der mein Vater mich abends zurück ins Haus holen musste, wenn ich wieder am Bachufer lag, an die Zeit, in der ich mit meiner Mutter im Frühling über die Wiesen ging und die vielen bunten Blumen bewunderte, die sie, Tiana, wenn sie mal mitkam, ins Haar flocht. Die Zeit war schön gewesen, doch ebenso trügerisch, denn der Halt, den ich damals zu haben schien, war leichter verschwunden und zu einem Abgrund geworden, als ich es hätte glauben können. Ein kalter Luftzug holte mich aus meinen Gedanken. Ich fröstelte, als ich ein paart Worte rezitierte, die mir passend erschienen und eine Entschuldigung darstellen sollten für all die schlimmen Gedanken, Erlebnisse, Zeiten und falschen Hoffnungen, die meine Eltern durch mein Verschwinden durchleiden mussten. Unbeabsichtigt sprach ich eine lange Zeit vor dem Grab stehend, ab und zu inne haltend und doch weitersprechend, wenn mir unterbewusst weitere Gedanken kamen, die ich aussprechen wollte und so erzählte ich einsam vor dem Grab stehend von all den Gedanken, die ich die 10 Jahre in mir getragen hatte, die mich durch die Welt und auch aus dem Dorf getrieben hatten und welche ich nun endlich jemanden anvertrauen wollte und doch nicht mehr die Gelegenheit dazu bekommen sollte. Ich redete ruhig, meine Stimme versagte nicht einmal und nach knapp zwei Stunden des Redens stand ich auf und legte bevor ich ging die Blumen mit einem leisen Dank vor das Grab und entfernte mich langsam. Ich ging durch die wirren Reihen an Grabsteinen hindurch, durch den Nebel auf das rostige Eisentor zu, dass den Friedhof vom Dorf trennte. Ich beschleunigte meine Schritte, denn der Friedhof löste größtes Unbehagen in mir aus, welches nicht von der Situation kam, welche ich gerade mitsamt meinen Gefühlen durchleben musste. Das Unbehagen hing fest mit etwas zusammen, was sich ebenfalls schon seit 10 Jahren auf diesem Friedhof befand und was nun knapp vor dem Ausgang in meinen Blick geriet. Dort in der ersten Reihe vor dem Eisentor stand ein kleiner Stein, ganz weiß und ohne Makel. Er schien in dieser tristen Umgebung schon fast zu leuchten. Anders als auf dem Grabstein meiner Eltern stand auf ihm jedoch kein Geburts- oder Sterbedatum, sondern der Name der Person sowie ein kleiner Spruch, der sanft in den Stein gehauen war und fast unscheinbar unter dem Namen wirkte, ganz klein und filigran in den Stein gearbeitet.
„Der Wald singt für dich.“
Ich ging durch das Eisentor, Tränen liefen mir unablässig über das Gesicht. Ich hasste diesen Ort!
"Was denke ich von Buggynose? Ich glaub wenn dich Menschen das erste Mal sehen, schätzen sie dich ganz anders ein als du bist und kleine Mädchen haben bestimmt Angst vor dir und deiner Art."
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von opr | Buggynose: 22.12.2012 02:10.
So, nachdem ich hier mal alles etwas entrümpelt habe, habe ich hier das neueste Kapitel für euch, hat ja etwas auf sich warten lassen.:
Kapitel 5: Die Entscheidung.
Ich lag auf dem Rücken in dem frisch bezogenen Bett, in dem ich schon früher oft gelegen hatte. Ich war erst vor einer Stunde vom Friedhof zurückgekommen, aber ich fühlte mich schwer, erschöpft und müde. Frau Zeder hatte lange darauf bestanden, dass ich doch bei ihr bleiben könne, schließlich war mein Elternhaus nun leer und es war auch schon länger niemand dort gewesen, weshalb an so mancher Ecke schon größere Spinnenweben zu finden waren, die das Zimmer etwas schaurig wirken ließen. Doch ich kannte dieses Zimmer gut, immerhin hatte ich in ihm eine lange Zeit verbracht. An einer Ecke des Zimmers waren immer noch Einkerbungen zu sehen, die mein Vater gemacht hatte, wenn er mich gemessen hatte. Ein Brauch, den nicht unbedingt jede Familie verfolgt und meine Mutter war auch nicht gerade erfreut über die Kerben gewesen, die alle paar Monate in das Holz der Wand geritzt wurden. Ich drehte mich zur Seite und blickte aus dem Fenster. Der Himmel war klarer als der Tag hätte vermuten lassen. Auch der Nebel hatte sich bis zu einem gewissen Punkt zurückgezogen, sodass die Sterne gut zu sehen waren und das Zimmer mit ihrem Funkeln erhellten. Während meiner Reisen hatte ich oft den klaren Sternenhimmel angesehen, doch nie etwas Beruhigendes oder Tröstendes darin finden können. Wenn ich etwas so Schönes sehe, etwas so Leeres mit vereinzelten Lichtschimmern, bis hin zu strahlenden Gebilden, die sich wie ein gleißender Nebel über die Dunkelheit ziehen ohne sie zu verdecken, dann dringen eher Gefühle in mir hoch, die sich mit Trauer und Mitleid mischen, anstatt mich mit Freude und Hoffnung zu erfüllen.
Als ich jünger war, habe ich mir die Sterne oft angesehen. Ich saß dann alleine auf dem Bett und habe bis spät in die Nacht in den Himmel geblickt. Doch schon damals hatte der Sternenhimmel auf mich eher eine melancholische Wirkung und dennoch konnte ich nicht davon lassen.
Jetzt saß ich wieder da und schaute auf die funkelnden Punkte am Himmel, nicht weniger traurig als zu all den anderen Zeiten, an denen ich das glänzende Bild betrachtete. Ich hatte heute viel gesehen, an Vieles gedacht und viel erfahren. Noch vor wenigen Monaten hätte ich nie daran gedacht, dass ich noch einmal von diesem Platz aus in den Himmel schauen würde und doch saß ich hier. Mir kamen viele Gedanken und es war nicht leicht, sich der Flut an einströmenden Gefühlen zu bemächtigen. Der Weg zum Grab meiner Eltern war doch schwerer, als er sich eigentlich gezeigt hatte, doch war es wohl eher dem Gang vorbei an alten Erinnerungen zu schulden, die mit ihrer Präsenz noch nicht ganz verschlossene Wunden wieder gänzlich öffneten. Der Friedhof barg seit langem einen guten Grund mich diesem Dorf und ihm selbst fern zu bleiben und zählte seit heute noch einen weiteren, wenngleich auch dieser weitaus weniger schmerzhaft war. Ich machte mir Vorwürfe.
Schon früher war es so gewesen. Ich hatte mir immer an allem Schuld gegeben, wenn etwas nicht nach den Vorstellungen verlief, die sich gemacht wurden. Auch triviale Dinge brachten mich oft dazu an mir zu zweifeln. Ich hatte jedoch auch immer die Fähigkeit gehabt weiter zu gehen und zu lächeln, meine Zweifel schnell abzuschütteln und voranzuschreiten. Mit der Zeit veränderte ich mich jedoch, wie es durchaus üblich ist, wenn man voranschreitet. Doch meine Zweifel blieben weiterhin bestehen, wie auch mein Lächeln, dass sich dabei immer mehr zu einer täuschenden Maske entwickelte, die mir über die Zeit half, meine eigenen Fehler zu kaschieren.
Der Mond tauchte nun das Zimmer vollends in weißes Licht, während ich langsam weiter in Erinnerungen kramte und sie mit den jetzigen Ereignissen verknüpfte. Dabei fielen mir die klagenden Worte von Frau Zeder ein, die mich als einzige am Vormittag getroffen hatten. Ich hatte das Dorf verlassen. Ich hatte jede Person, die sich je um mich gekümmert hatte ohne ein Wort stehen lassen und es war mir egal gewesen. Der Gedanke daran, dass gerade Tiana davon am meisten getroffen sein musste, war mir nie gekommen. Ich hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, vor allem nicht, nachdem ich weiter und weiter meinen Abstand zu alten Zeiten genommen hatte. Ich fragte mich nicht, was aus ihr geworden sein mochte, jedoch überkamen mich die Vorwürfe, die ich zuvor immer verdrängt hatte. Nun, wo ich wieder im Dorf meiner Kindheit war, hatte ich die Möglichkeit meine Reise zu beenden, die schon seit ihrem Beginn kein Ziel hatte, dass ich erreichen konnte. Doch der Gedanke daran, meine Reise zu beenden, fühlte sich ebenso falsch an wie ihr Beginn. Ich konnte bleiben, das Haus gehörte mir, doch was würde ich schon davon haben. Ein jeder Gang auf den Friedhof zum Grab meiner Eltern wäre eine Farce und keine Blume könnte je die Farbe zurückbringen, die noch in der Vergangenheit gestrahlt hatte. Doch meine Reise war ebenso farblos gewesen. Nichts trieb mich zudem noch an, denn auch die Flucht, die mich damals von hier wegtrieb, war nun, wo ich zurückgekehrt war, vorbei. Was hatte ich also, was ich noch verfolgen konnte? Es gab nichts und es gab auch nie etwas. Und etwas zu schaffen, hatte ich mir nicht verdient.
Ich drehte mich zur anderen Seite und starrte auf die fensterlose Wand, auf der sich die Silhouetten des Fensters und mir abzeichneten. Ein dunkler Schatten in traurigem Schein des Mondes, ein gutes Bild. Ich hatte keine Wünsche, doch ich hatte eine Wahl zu treffen und dieses Bild war die Entscheidung.
Ein trauriges Lächeln trat auf mein Gesicht, als ich die Augen schloss und einschlief.
"Was denke ich von Buggynose? Ich glaub wenn dich Menschen das erste Mal sehen, schätzen sie dich ganz anders ein als du bist und kleine Mädchen haben bestimmt Angst vor dir und deiner Art."